Im Schulalltag werden Schulmitarbeitende regelmäßig mit Krisen und Notfällen konfrontiert. In der Mehrheit sind dies Vorfälle mit sogenannter „geringer Gefährdung“ (s. Notfallordner NRW – Hinsehen und Handeln), deren Aufarbeitung in Verantwortung der Schule liegt und die (größtenteils) mit schuleigenen Ressourcen begegnet werden können. Hierzu zählen z.B. Todesfälle von Schulangehörigen, Suizidäußerungen oder Mobbing. Des Weiteren kann es auch zu schulischen Krisen mit höherer Gefährdungsstufe kommen, deren Bewältigung das Hinzuziehen außerschulischer Unterstützersysteme bedarf und die in der (Mit-)Verantwortung der Polizei oder Feuerwehr liegen. Hierzu zählen beispielsweise Amokdrohungen und -taten, Tötungsdelikte, Gewaltandrohungen oder Suizid/Tod in der Schule.
Auch in solchen Krisenfällen unterstützen wir Schulen bei der Nachsorge/Aufarbeitung mit unserer Expertise und zwar regional und bei Bedarf überregional. Im vergangenen Januar war unser Krisenteam z.B. mit anderen Schulpsycholog:innen aus der Bezirksregierung Münster mehrere Tage in einem Berufskolleg in Ibbenbüren im Einsatz, in dem eine Lehrerin infolge einer Messerattacke durch einen Schüler verstorben ist. Zudem haben wir im Januar an der Evangelischen Gesamtschule Bismarck zusammen mit Notfallseelsorgern der evangelischen Kirche psychosoziale Unterstützung geleistet, nachdem die Schule Amokdrohungen erhalten hatte.
Vor allem in Situationen mit einem großen Kreis betroffener Personen ist ein strukturiertes, einheitliches Vorgehen bezüglich psychosozialer Unterstützungsangebote sinnvoll. Da sich Schulmitarbeitende (insbesondere die Schulleitung) in schulischen Krisen in einer Doppelrolle befinden – sowohl in der Rolle als Fürsorgende/Unterstützer:innen als auch in der Rolle als Betroffene – kann es sinnvoll sein, externe Unterstützersysteme, wie etwa Schulpsycholog:innen, zu nutzen und damit das eigene Kollegium zumindest ein Stück weit zu entlasten.
Wie unsere Unterstützung in akuten Krisen genau aussieht, hängt immer vom individuellen Bedarf der jeweiligen Schule ab. In der Evangelischen Gesamtschule Bismarck haben wir sowohl Schulmitarbeitenden als auch Schüler:innen Gespräche angeboten, die im 1-zu-1-Kontakt oder in Form von moderierten Gruppengesprächen stattgefunden haben. Diese umfassten unter anderem psychoedukative Elemente, wie etwa zum Umgang mit Sorgen und Ängsten oder dem Erleben von Stressreaktionen. Außerdem haben wir am Ende jedes Einsatztages in der Schule mit dem schuleigenen Schulteam für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention (BGK) getagt, um die getroffenen Hilfsmaßnahmen eines Tages evaluieren zu können und darauf basierend, nächste notwendige Schritte oder Unterstützungsangebote für den nächsten Tag zu planen.
Übergeordnet verfolgen wir immer das Ziel, betroffenen Schulen Sicherheit und Struktur bei der Krisenintervention und –nachsorge zu bieten und die schuleigenen Ressourcen zu (re-)aktivieren. Die zeitnahe Rückkehr in den Alltag und das Erleben von Selbstwirksamkeit sind dabei für die Bewältigung von Krisen hilfreich. Dies ist vor allem nach schulischen Krisen wichtig, um einem Ohnmachtsgefühl entgegenzuwirken und das Erlebte möglichst gut bewältigen zu können.
Neben unserer Unterstützung im Falle von akuten Krisen bieten wir zudem verschiedenste präventive Angebote für alle Gelsenkirchener Schulen an, um bestmöglich auf schulische Krisen vorzubereiten. Beispielsweise unterstützen wir Schulen dabei, ihr eigenes Schulteam für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention zu gründen oder neu auszurichten. Des Weiteren bieten wir Vertiefungsveranstaltungen für BGK-Teammitglieder zu den Themen „Tod und Trauer“, „Gewaltandrohung und Gefährdungseinschätzung“ und „Suizidalität“ an.
Melden Sie sich gerne in unserem Sekretariat (0209/169-6680), falls Sie Interesse an unseren Angeboten haben. Im Falle einer akuten Krise erreichen Sie uns über unser Krisentelefon, das (außerhalb der Schulferien) werktags von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr durchgehend besetzt ist. Unsere Krisentelefonnummer finden Sie im orangefarbenen Notfallordner – Hinsehen und Handeln, der sich in jeder Schule befindet.
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